Gesichtsfeld

Bei der Untersuchung des Gesichtsfeldes messen wir den gesamten Bereich des binokularen Gesichtsfeldes mit Konfrontationstechniken oder mit Perimetrie nach Goldmann, und die Qualität des zentralen Gesichtsfeldes mit verschiedenen Testen. Die Struktur des Gesichtsfeldes wurde teilweise schon im Vortrag "Funktionales Gesichtsfeld" diskutiert. Dieser Text ist eine weitere Beschreibung der Variationen in der Form und Struktur des Gesichtsfeldes von sehgeschädigten Kindern.

Normales Gesichtsfeld

Ein normales Gesichtsfeld ist ein ovaler Bereich im Raum vor den Augen. Er umfasst etwa 90 Grad von dem Fixaktionspunkt auf beiden Seiten (horizontal), etwa 60 Grad nach oben und etwa 70 Grad nach unten. In der Mitte überlappen sich die Gesichtsfelder der beiden Augen etwa 120 Grad, 60 Grad auf beiden Seiten des Fixaktionspunktes, auf einander, und die Information meisten von den beiden Augen wird in diesem Bereich zusammengefügt. Es ist jedoch auch möglich, dass ein Auge so stark dominiert, dass der zentrale Teil des Gesichtsfeldes des anderen Auges sehr wenig benutzt wird. Dies nennt man Suppression, Ausschaltung der visuellen Information durch die höheren visuellen Funktionen.

Binokularität des Gesichtsfeldes

Viele sehbehinderte Kinder haben nur ein funktionierendes Auge und haben folglich keine binokularen Funktionen. Kinder mit zwei funktionierenden Augen können binokular sehe, benutzen beide Augen zusammen, um ein einzelnes Bild zu formen. Dies nennt man Fusion zweier Bilder. Kinder können aber ihre Augen auch alternierend, abwechselnd, benutzen oder sind in der Lage, nur ein Auge zu benutzen, das andere Auge ist oder wird dann amblyop, "träge". Normales beidäugiges Sehen ist bei Kindern mit kongenitalen oder sehr frühen Sehschädigungen nicht möglich, denn die Entwicklung der Fusion des zentralen Bildes erfordert eine fast normale Sehschärfe während des ersten Lebens jahres. Kinder, die ein beidäugiges Sehen entwickelt haben, bevor sie sehgeschädigt wurden, können periphere beidäugiges Sehen haben. Wenn Gesichtsfeldänderungen erst im Schulalter erfolgen und, zum Beispiel, zentrale Narben die Netzhaut an verschiedenen Stellen zusammenziehen und kleine Falten verursachen, kann das Binokularsehen die Situation schwieriger machen, da das Kind partielle Doppelbilder im zentralen Sehen haben kann. Diese kann man nicht mit Prismen ändern, da sie innerhalb eines Teils des Gesichtsfeldes sind. Oft ist eine optische Trennung der Augen das einzige, was man tun kann: Dies gilt auch wenn das eine Auge eine so starke Nahkorrektur hat, dass das Bild in der gewöhnlichen Lesedistanz unklar ist und dadurch die Augen nicht gleichzeitig lesen können.

Peripheres Gesichtsfeld

Das periphere Gesichtsfeld kann man auf Grund einer Veränderung der Netzhaut oder der Sehbahnen verlieren. Beim Auge sind die gewöhnlichsten Ursachen

  • ROP, Netzhautveränderung bei frühgeborenen (prematuren) Kindern,
  • diffuse Netzhautdegenerationen bei älteren Kindern und sowie
  • kongenitales Glaukom.
Verletzungen der Sehbahnen verursachen
  • hemianopische Halbfelddefekte auf der gleichen Seite (homonyme Hemianopsie)
  • auf beiden äußeren Seiten (bitemporale Hemianopsie) oder
  • selten - auf beiden Innenseiten (binasale Hemianopsie).

Die Defekte können Quadrantenausfälle sein, ein Defekt in einem Viertel des Gesichtsfeldes, auf einem oder beiden Augen.

Überprüfung des Gesichtsfeldes

Das Konfrontationsgesichtsfeld ist die einfachste und oft die beste Technik die Größe des Gesichtsfeldes zu messen. Der Tester benutzt schnelle Fingerbewegungen als Stimulus (das periphere Gesichtsfeld ist für die Bewegungsinformationen sehr empfindlich), einen schwarzen oder weißen Ball an einem Stab oder ein Spielzeug. Das Objekt oder die Finger werden vom Hinterkopf der Person ausgehend nach vorn bewegt und die Person sagt, wann sie die Bewegung oder das Objekt sieht. Ein kleines Kind bewegt die Augen, sobald es den Reiz im peripheren Gesichtsfeld wahrnimmt. Die meisten Kinder reagieren am besten, wenn man sie bittet, ihre Fixation von dem zentralen Fixationspunkt zum Stimulus hin zu verschieben, sobald dieser irgendwo sichtbar wird.

Die Größe des Gesichtsfeldes kann durch die Verwendung der Konfrontationstechnik bestimmt werden. Das heißt, der Untersucher bringt seine Hände hinter der Person nach vorne und bewegt gleichzeitig seine Finger (oder einen weißen Ball bzw. einen weißen Punkt auf einem grauen Hintergrund) als Stimulus. Es wird notiert, wo im Raum die untersuchte Person den Stimulus wahrnimmt.

Die Stelle der Entdeckung des Reizes wird festgehalten, zum Beispiel "90 Grad rechts und links, 60 Grad oben und unten". Bei einer Person die auf dem rechten Auge ein leicht eingeschränktes Gesichtsfeld hat, könnte der Befund folgendermaßen lauten: "30R, 60L, 30O und 45U".

Überprüfung des Gesichtsfeldes in Äthiopien. Einer der Studierenden funktioniert als Fixaktionsobjekt und beobachtet die Augenbewegungen, während der andere die Hand hinter dem Jungen nach vorne bewegt. Der Junge hebt seine Hand, wenn er die Bewegung in dem peripheren Gesichtsfeld wahrnimmt.

Nef Perimeter

Nef Perimeter ist ein Trichter, in den die Isopterlinien eingeritzt sind. Der Tester benutzt sein eigenes Auge als Fixaktionsobjekt und eine Miniaturlampe als Stimulus. Säuglinge fixieren das Licht im dunklen Raum und Kleinkinder zeigen, wo das Licht auftaucht.

Ein neuer Test zur Messung des Konfrontationsgesichtsfeldes mit Hilfe eines weißen Punktes auf einem grauen Hintergrund ist bei VICE VERSA erhältlich. Der Punkt entspricht dem IV/4-Stimulus des Goldmann-Perimeters.

Der Goldmann- Perimeter ist das übliche Perimeter, für die Untersuchung von Kindern mit einer Sehschädigung. Es ist wichtig, dass ein Kind z.B. die Untersuchung eines älteren Kindes beobachten kann und das Instrument erforschen darf. Wenn dies erlaubt ist, sind Kinder schon im Alter von viereinhalb Jahren, gerne bereit mitzuarbeiten.

Ein Kind im Vorschulalter fühlt sich viel sicherer, wenn es vor der Messung den Perimeter untersuchen und die Messung des Gesichtsfeldes eines älteren Kindes beobachten darf.