LEA Gittersehschärfetest
bei geringem Kontrast

#253400

In diesem Test gibt es für jede Kontraststufe zwei verschiedene Gitter (Abbildung 1), so dass die Schwellenwerte bei Abständen gemessen werden können, die in üblichen Untersuchungsräumen möglich sind und innerhalb der visuellen Sphäre der meisten Kinder und Erwachsenen liegen. Mit diesem handlichen, tragbaren Test können Sie die Kontrastempfindlichkeit messen, ohne von computerbasierten Tests abhängig zu sein. Solche Tests haben oft zu kleine Stimuli, die zu niedrige Werte ergeben. Informationen über die Beziehung zwischen der Größe des Stimulus und dem Wert der Kontrastempfindlichkeit finden Sie in der Einführung in Gittersehschärfetests.

Abbildung 1. Der „LEA Gittersehschärfetest bei geringem Kontrast“ misst die Kontrastempfindlichkeit bei den 3 Kontraststufen 10 %, 2,5 % und 1,2 % mit 3 Ortsfrequenzen: 0,5 cpcm- und 8 cpcm-Gitter bei 10 % Kontrast und 0,5 cpcm- und 4 cpcm-Gitter bei 2,5 % und 1,2 % Kontrast.

Bei der Beurteilung des Sehvermögens eines Kindes oder Erwachsenen ist es wichtig zu wissen, dass manche Menschen die zentralen Teile von Gittern als unregelmäßige Muster wahrnehmen und nicht als gerade Linien und daher nicht die Orientierung der Linien – außer an den Rändern – bestimmen können. Es ist auch möglich, dass eine Person die feineren Gitter überhaupt nicht wahrnimmt; dies kommt selten vor, ist aber bei Patienten mit Hirnläsionen und bei amblyopen Augen zu beobachten. Vor Beginn des Tests ist es daher ratsam, die Gitter dem Kind/Erwachsenen zunächst vorzuführen. Dazu zeigt man die 0,5 cpcm- und 8 cpcm-Gitter bei 10 % Kontrast und das 4 cpcm-Gitter bei 2,5 % Kontrast im Abstand von 60 cm und fragt, wie das Kind/der Erwachsene die Gitter sieht.

A   B

Abbildung 2. Die verzerrten Linien sind schwer zu beschreiben. Erwachsene Menschen können zeigen, wo auf dem Test sie die Linien als gerade Linien sehen. A. Die Störung kann auch bei den breiten Linien zu beobachten sein, die sich aufeinander zu biegen können, wenn ein zentrales Skotom vorliegt. B. Der häufigste Befund sind Verzerrungen im 8 cpcm-Gitter, das als unregelmäßiges Netz oder nur als eine graue Fläche völlig ohne Linien wahrgenommen wird. Wenn ein Kind nicht weiß, wie es die Linien beschreiben soll, bitten Sie es, den Finger entlang der Linien zu bewegen, zunächst bei den breiten Linien und dann bei immer schmaleren Linien. So können Sie anhand der Bewegung des Fingers beobachten, wie die Linien wahrgenommen werden.

Wenn die Person antwortet, dass „die breiten Linien eher regelmäßig und gerade verlaufen, die anderen aber nicht, sondern sich schlängeln“, dann haben Sie zu Beginn des Tests eine wichtige Beobachtung gemacht und wissen, dass die Bestimmung der Richtung der Gitterlinien für das Kind/den Erwachsenen schwierig sein könnte. Daher sollten Sie daran denken, bei jedem Schwellenwert zu fragen, ob die Linien in der Mitte des Gitters auch gerade wahrgenommen werden. Wenn die Linien nur an den Rändern gerade sind, wird das Gitter näher heran bewegt, bis die Linien auch in der Mitte des Tests gerade geworden sind. Dann wird der entsprechende Testabstand notiert. Auf diese Weise erfassen Sie wichtige Informationen über die Struktur des Bildes – Informationen, die verloren gingen, wenn nur die Auflösung der Richtung der Linien (irgendwo im Bild) als Schwellenwert verwendet würde.

Anleitung

Wenn das Kind/der Erwachsene Probleme hat, in Abständen von 57 cm bis 30 cm das 8 cpcm-Gitter bei 10 % als gerade Linien wahrzunehmen, verwenden Sie den 0,5 cpcm-Test mit 10 % bei 2,3 m bis 4,6 m (sofern dies innerhalb visuellen Sphäre des Kindes liegt). Bei diesen Abständen liegt der cpd-Wert zwischen 2 cpd und 4 cpd, so dass er als Ersatz für den 8 cpcm-Test verwendet werden kann. Bei diesen Abständen variiert die Größe des Tests zwischen 4,5° und 2,2°, d. h., die Werte zeigen nur die Funktion des zentralen Gesichtsfeldes am und um den Fixationsbereich.
Die genauen Werte finden Sie in den Nomogrammen in Abbildung 2. Die Abstände in den Nomogrammen sind bis 3,4 m angegeben, weil Testabständen von mehr als 3 m selten verwendet werden.

  • Die Messung ist am einfachsten, wenn Sie ein Maßband auf den Boden kleben und entlang des Maßbands gehen. Dann können Sie den Abstand ablesen, bei dem der Erwachsene/das Kind die Orientierung der Linien richtig angibt.

  • Bei Bedarf müssen Kinder so angeleitet werden, dass sie die Orientierung der Linien mit der Hand oder mit dem Schlüsselkartengitter zeigen. Sind die Reaktionen eines Kindes uneinheitlich, ist es möglich, dass das Kind die Linien nahe der Schwelle als sich bewegend wahrnimmt, so dass ihre Orientierung schwer zu bestimmen ist.

  • Auf Basis Ihrer Beobachtungen bei der Vorführung der Gitter wählen Sie das erste Testgitter so, dass es in einem Abstand mehr als 120 cm erkannt wird, sofern sich dieser Abstand innerhalb der visuellen und kognitiven Sphäre des Erwachsenen/Kindes befindet.

  • Bewegen Sie das Testgitter auf einen Abstand, bei dem das Kind/der Erwachsene die Richtung/Orientierung der Gitterlinien nicht mehr unterscheiden kann. Beim Testen eines Kindes sagen Sie so etwas wie: „Jetzt gehe ich ein  bisschen weiter weg, bis du keine Linien mehr siehst. Siehst du sie noch? Nein? Dann können wir anfangen!“

  • Bewegen Sie das Gitter langsam auf das Kind/den Erwachsenen zu, bis es/er die Orientierung des Gitters wahrnimmt.

  • Verwenden Sie die vier verschiedenen Orientierungen bei der Bestimmung des Grenzabstandes. Um das Gitter in der nächsten Orientierung zu zeigen, drehen Sie zunächst die gleichmäßig graue Fläche zum Patienten und anschließend das Gitter in die neue Orientierung. Vermeiden Sie es, das Gitter zu drehen, während Sie es zeigen. Bitten Sie das Kind/den Erwachsenen, die Orientierung der Linien mit der Hand oder mit dem Schlüsselkartengitter zu zeigen. Manche Kinder können nur horizontale und vertikale Ausrichtungen verwenden, was die Bestimmung der Schwelle recht schwierig macht.

  • Die Richtung der Linien sollte nach dem Zufallsprinzip variiert werden. Es ist jedoch nicht ratsam, die gleiche Richtung ein zweites Mal unmittelbar nach dem ersten Durchlauf zu zeigen oder die Linien in einer Richtung zu zeigen, die der Patient soeben in seiner (falschen) Antwort verwendet hat, da Menschen dazu neigen, nicht noch einmal dieselbe Antwort zu geben. Deshalb führt das zweimalige Zeigen derselben Orientierung der Linien wahrscheinlich zu einer falschen Antwort beim zweiten Zeigen.

  • Der Grenzabstand ist dann bestimmt, wenn bei dem betreffenden Abstand in mindestens drei von fünf Testdurchläufen die richtige Antwort gegeben wird. Kinder haben oft nicht genug Geduld für fünf Messungen. Deshalb sollte man mit 2 bis 3 Antworten bei der Schwelle zufrieden sein, vor allem wenn sie nahezu den gleichen Abstand ergeben.

  • Notieren Sie den Grenzabstand und das verwendete Gitter.

Der Wert der Gittersehschärfe in Zyklen pro Grad (cpd; engl. cycles per degree), der dem Messwert des Grenzabstandes entspricht, wird aus dem Nomogramm abgelesen, das dem verwendeten Gitter entspricht (Abbildung 3, Nomogramm A, B oder C).

Abbildung 3. Nomogramm I. Gittersehschärfe (cpd) als Funktion des Testabstandes. A. 0,5 cpcm-Gitter, B. 4,0 cpcm-Gitter und C. 8,0 cpcm-Gitter. D. Die Größe des Stimulus in unterschiedlichen Abständen.

Abbildung 4. Für die Messungen der Gittersehschärfe bei den einzelnen Kontraststufen gibt es je zwei Gitter. Bei der 10%-Kontraststufe sind die Gitter 0,5 cpcm und 8 cpcm. Bei den 2,5%- und 1,2%-Kontraststufen sind die Gitter 0,5 cpcm und 4 cpcm. Bei den 2,5%- und 1,2%-Kontraststufen sind die Abstände die gleichen und bei der 1,2%-Stufe markiert.

Auf dem Aufzeichnungsformular (Abbildung 4) werden die Abstände eingetragen, wo jedes Gitter einen bestimmten Zyklus-pro-Grad-Wert (cpd) erhält. Da die Schwelle selten genau bei diesen Abständen liegt, geben die Nomogramme in Abbildung 3 A, B und C die cpd-Werte jedes Gitters bei unterschiedlichen Abständen an. Das Nomogramm D stellt die Gittergröße in Grad Sehwinkel bei dem verwendeten Abstand dar.

Hat ein Patient beispielsweise das 4 cpcm-Gitter in einem Abstand von 1,15 m erkannt, ergibt das eine Gittersehschärfe von 8 cpd mit einem 10°-Stimulus: [4 cpcm entsprechen 4 cpd bei 57 cm und 8 cpd bei 115 cm (≈2 x 57 cm). Da das Gitter einen Durchmesser von 20 cm hat, entspricht dies 20 Grad bei 57 cm Abstand und 10 Grad bei 115 cm Abstand. Die Größe des Stimulus kann aus Nomogramm D abgelesen werden.]

Abbildung 5. Das Ergebnis der Messungen bei vier Stufen.

Aufzeichnung der Ergebnisse: Der Patient hat das 8 cpcm-Gitter bei 270 cm bei vollem Kontrast gesehen, was 38 cpd (F) entspricht. Das 4 cpcm-Gitter mit 10 % Kontrast wurde bei einem Abstand von 220 cm gesehen, was 15 cpd (G) entspricht. Das 4 cpcm-Gitter mit 2,5 % Kontrast wurde bei einem Abstand von 145 cm gesehen, was 10,5 cpd (H) entspricht. Das 0,5 cpcm-Gitter mit 1,2 % Kontrast wurde bei einem Abstand von 225 cm gesehen, was 2,4 cpd (I) entspricht. Die Linie I-H-G-F zeigt die Steigung der Kurve der Kontrastempfindlichkeit.

Beachten Sie, dass die Steigung zwischen vollem Kontrast und 2,5 % Kontrast nahezu einer geraden Linie entspricht. Wenn der Patient also leicht ermüdet, messen Sie zuerst die 2,5%-Schwelle, gefolgt von der 1,2%-Schwelle und dann die Schwelle bei 10% Kontrast als letzte Messung. Die Größe des Gitters bei den unterschiedlichen Abständen ist: 270 cm – 4°; 225 cm – 5,5°; 145 cm – 8,5°.

Ein anderes Kind erlebte die Gitter mit höherem Kontrast als so störend, dass nur das 2,5%-Gitter verwendet werden konnte. Es sah die 4 cpcm-Linien in einem Abstand von 1 m in der Peripherie des Tests. In der Mitte waren die Linien bei diesem Abstand unregelmäßig und unscharf und wurden erst in einem Abstand von 70 cm sichtbar, was einer Gittersehschärfe von 5 cpd entspricht.

Wenn ein Kind/Erwachsener mehrere bevorzugte Fixationsorte (PRL; Preferred Retinal Loci) hat und die Fixation zwischen ihnen verlagert, messen Sie möglicherweise gleichzeitig Punkte auf zwei oder drei Kontrastempfindlichkeitskurven. Dies kann zu einer unregelmäßigen und schwankenden Form der Kurve führen. Dies beschreibt die Veränderungen der Qualität des Bildes, die allerdings in der Regel nicht von der Person wahrgenommen werden, da man das Bild zusammen mit den vorherigen Bildern „bearbeitet“ und Informationen von allen bevorzugten Fixationsorten kombiniert.

Die auf dem „LEA Gittersehschärfetest bei geringem Kontrast“ basierende Kontrastempfindlichkeitskurve beschreibt die Transferfunktion für Linien bei verschiedenen Kontraststufen und Ortsfrequenzen. Sie zeigt, dass das visuelle System bei mittleren und niedrigen Ortsfrequenzen am empfindlichsten ist.

Druckbare Nomogramme (pdf, 180 kB).
Druckbares Aufzeichnungsformular (pdf, 372 kB).
Druckbares Aufzeichnungsformular mit kleinen Punkten (pdf, 360 kB).
Druckbares Aufzeichnungsformular ohne Punkte (pdf, 316 kB).