Sehschärfeteste

Sehschärfeteste werden mehr als jeder andere Test in der Ophthalmologie, der Optometrie und bei Sehschärfeuntersuchungen in der Vorschule, der Schule und beruflichen Gesundheitsvorsorge verwendet. Daher ist es wichtig, dass die benutzten Teste eine standardisierte Struktur haben und sie korrekt angewendet werden. Bei Sehschärfescreenings sind beträchtliche Einsparungen möglich, wenn man zusätzlich einen Nahsehschärfetest benutzt.

Die Sehschärfe kann mit verschiedenen Testen, die unterschiedliche Qualitäten des Sehens veranschaulichen, gemessen werden. Der Basis Test ist der Reihentest, der mindestens fünf Optotypen (Testsymbole) in einer Testreihe mit einem Zeichenabstand, der gleich der Weite der Optotypen in dieser Reihe ist, hat. Der Abstand zwischen den Reihen ist gleich der Höhe der unteren Reihe (Visual Acuity Measurement Standard (1984) Consilium Ophthalmologicum Universale, Visual Function Committee; World Health Organisation, WHO/PBL/03.91, http://whqlibdoc.who.int/hq/2003/WHO_PBL_03.91.pdf).

Wenn die internationale Empfehlung auch vor mehr als zehn Jahren publiziert wurde und in den 70er Jahren weitreichend bekannt war (ursprünglich beschrieben durch Green im Jahre 1868) wird sie bei den Designs der Sehschärfeteste nicht in allen Ländern befolgt. Der Name ‚Reihentest’ wird auch für die Beschreibung von Testen benutzt, die nicht dem empfohlenen Design entsprechen. Ein Nahsehschärfetest kann „Reihentest“ genannt werden, aber die Anstände zwischen den Symbolen variieren von ca. 80% der Symbolabstände in der kleinsten Reihe bis zu 5-6% zwischen den größten Symbolen. Das führt zu einem sich verändernden Crowding-Effekt von einer Reihe zur nächsten.

In der LEA Test Serie gibt es Reihenteste, Teste mit dicht gruppierten Symbolen und Einzelsymbolteste die eine Einschätzung der Funktionen des visuellen Systems in diesen drei funktionell verschiedenen Situationen erlauben. Die Zahl der Teste ist über die Jahre gewachsen, da die Bedürfnisse beim Screening und der Einschätzung von Kindern und Erwachsenen in den verschiedenen Altersstufen und verschiedenen funktionellen Stufen/Ebenen variieren.

Auch wenn die Teste standardisiert sind, gibt es noch immer Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen und diese sind schwierig zu kontrollieren. Die Leuchtdichte ist eine der wichtigsten Variablen. Wenn eine normale Raumbeleuchtung benutzt wird, ist die Leuchtdichte auf der vertikalen Testoberfläche geringer, als die empfohlenen 80 bis 160 Candela pro Quadratmeter. In den 70er Jahren wurde dieses Problem in großen Multicenter Studien mit Hilfe beleuchteter Teste in standardisierten Durchlichtkästen behoben. Dieses ETDRS-Durchlichtgerät wurde zum weltweiten Standard. Es ist groß und schwer und daher schwierig zu transportieren und deshalb wurden in verschiedenen Ländern kleinere Durchlichtkästen gefertigt. Vom ETDRS-Durchlichtgerät gibt es einen leichteren Variant mit Diodbeleuchtung (Good-Lite).

Auch wenn der Test, die Testsituation und die Leuchtdichte standardisiert sind, gibt es immer noch eine wichtige Variabel, die sich der Standardisierung widersetzt, der Tester. Jeder Tester hat ihre/seine eigene Art mit dem Kind zu sprechen, auf die Antworten zu warten und das Kind zu unterstützen. Daher variieren die Sehschärfewerte, die von zwei gut ausgebildeten Personen, die in gleicher Weise zum Testen motiviert sind dennoch. Das muss bedacht werden, wenn Werte aus verschiedenen Testserien verglichen werden. Es gibt ferner Unterschiede durch den kulturellen Hintergrund, die Motivation und die intellektuellen Fähigkeiten bei einer Kinderschar. Wenn verschiedene Sehschärfeteste verglichen werden, sollten die Werte vorzugsweise zweimal gemessen werden, um die verschiedenen unkontrollierbaren Variablen auszugleichen.

Die Tester sollten den Gebrauchsanweisungen buchstäblich folgen. Solche ‚Details“, wie die Entfernung der Karte, das Zudecken der darüber liegenden Reihe oder das Zeigen oder nicht Zeigen auf die Optotypen kann einen erstaunlichen Unterschied bei den Sehschärfewerten einiger Kinder verursachen. Die Testanleitungen wurden sehr detailliert verfasst, in der Hoffnung, dass die Testsituationen standardisiert würden.

Voraussetzungen der Messung

Um die Reaktion korrekt zu beurteilen, müssen verschiedene Funktionen des Kleinkindes oder Kindes bekannt sein:

1: VISUELLE SPHÄRE
Man benutzt die hochkontrastierten Gesichtsfiguren oder das eigene Gesicht um zu messen, wie weit weg der Stimulus sein kann, bevor das Kleinkind oder Kind das Interesse verliert. Man sollte immer innerhalb des visuellen Gebietes (der visuellen Sphäre) des Kindes testen.

2: FIXATION
Wenn der zentrale Teil des Gesichtsfeldes nicht gut genug funktioniert, besteht ein zentrales Skotom. Das Kleinkind oder Kind benutzt ein außerfoveales Gebiet zum Sehen und scheint am Stimulus vorbei zu schauen, obwohl es tatsächlich auf ihn schaut. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Art der Fixation das Kleinkind oder Kind benutzt.

3: GESICHTSFELD
Das Gesichtsfeld des Kindes sollte vor der Messung der Gittersehschärfe bestimmt werden. Wenn es eine Einschränkung des Gesichtsfeldes auf einer Seite gibt, muss man sicher stellen, dass die Streifengitter innerhalb des Gesichtsfeldes des Kindes präsentiert werden.

4: SAKKADEN
Wenn vom Kleinkind oder Kind erwartet wird, dass es eine schnelle sakkadische Bewegung als Reaktion macht, muss die Fähigkeit, Sakkaden auszuführen, vorhanden sein. Dies kann mit interessanten Spielzeugen der gleichen Größe und dem gleichen Interessenwert auf beiden Seiten der Mittellinie getestet werden. Das Kleinkind oder Kind wird gelockt, auf das Gesicht des Testers zu schauen. Wenn die Fixation in der Mittellinie ist, wird eines der Objekte in etwa 20-30 cm von der Mittellinie entfernt und dann näher dran dargeboten. Man beachtet die Latenz, die Geschwindigkeit und die Genauigkeit der sakkadischen Bewegung. Das Kleinkind oder Kind wird erneut gelockt, auf das Gesicht des Testers zu schauen und anschließend wird das andere Objekt auf der anderen Seite präsentiert. Wenn es Unterschiede in der Qualität der Sakkaden in Richtung der zwei Stimuli gibt, sollten die motorischen Funktionen mit Hilfe des Augenarztes des Kindes genauer beurteilt werden, nachdem die Aufmerksamkeitskomponente getestet wurde.

5: VISUELLE AUFMERKSAMKEIT
Bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen testet man, wenn die sakkadischen Bewegungen getestet werden, gleichzeitig die Symmetrie der visuellen Aufmerksamkeit des Kleinkindes oder Kindes. Wenn es Asymmetrien bei den sakkadischen Bewegungen gibt, untersucht man, ob die Reaktion symmetrisch wird, indem man die Größe des Stimulus auf der Seite der schwächeren Reaktion erhöht. Zum Beispiel präsentiert man den kleinen Fixationsstab (#253100) auf der besser funktionierenden Seite und den mittleren Stab (#253000) auf der schlechter funktionierenden Seite und beobachtet ob die Reaktionen gleich werden.



LEA SYMBOLS® TESTE

Wenn man Erwachsene testet, überprüft man üblicherweise die Distanzsehschärfe zuerst, nachfolgend die Nahsehschärfe. Es ist ferner üblich zuerst jedes Auge einzeln und dann binokular/beidäugig zu testen. Wenn man Kinder testet, werden bessere Ergebnisse erzielt, wenn man mit dem Nahsehschärfetest beginnt bevor man in weiteren Abständen fortfährt Dies erlaubt dem Kind den Testablauf und die Symbole zu erlernen. Der Untersucher lernt was er vom Kind unter günstigsten Umständen zu erwarten hat. Ferner ist es wichtig, wenn man Kinder testet, eine angenehme Spielsituation zu schaffen, bevor man die Nah- und Distanzsehschärfe testet. Man testet zuerst beide Augen zusammen, dann jedes Auge einzeln.

Kommunikation

Bevor der Test beginnt, muss eine Kommunikationsform, wie Benennen (Zeichen) oder Zuordnen, gefunden werden. Wenn das Kind nicht spontan die Symbole benennt, fragt man „Wie wollen wir dies nennen? Sollen wir es ‚Apfel’ oder ‚Herz’, ‚Haus’ oder ‚Garage’, ‚Fenster’ oder ‚Kiste’, ‚Ball’ oder ‚Ring’ nennen?”. Während der 25-jährigen Exitenz hat der Apfel sehr viele Namen erhalten, mehr als die andere drei zusammen: Schmetterling, Blume, “bunny ears”/Haaseohren, Gesäss. Der Name kann sich ändern, wenn das Bild kleiner wird: Haus> Häuschen> Hundhaus; Apfel> Beere. Wenn die Namen logisch sind, warden sie ackzeptiert.

Das Kind kann die Namen der Symbole entscheiden während es mit dem LEA 3-D Puzzle (#251600), den Antwortkarten (#251800) oder der Schlüsselkarte (#251700) spielt. Man lässt das Kind die zu verwendenden Namen auswählen. Man beachte, dass das Kind während des Testes die Namen ändern könnte. Zum Beispiel, wenn das große Symbol „Haus“ genannt wurde, kann das kleinere „Hundehütte“ genannt werden und der „Apfel“ wird zur „Beere“, etc.. Wenn ein mehrfach behindertes Kind nicht auf die Symbole zeigen kann oder auf eine Auswahl mit ihrer oder seiner Hand oder Fuß treffen kann, arrangiert man die Antwortkarten oder die LEA Puzzle Steine so weit auseinander, dass das Kind mit Augenmull oder mit Kopfbewegungen darauf zeigen kann, wenn die freiwilligen Augenbewegungen nicht genau genug sind.

Leuchtdichte

Die Leuchtdichte sollte 85 Candela pro Quadratmeter oder mehr betragen. Das ist in einem normalen Raum schwierig zu erreichen, da der Test vertikal befestigt ist und daher nicht viel Licht der Deckenlampen reflektiert. Der kleine Durchlichtkasten für die 9“x14“ Teste hat eine Leuchtdichte von 120 cd/m². Während der Messung de Nahsehschärfe ist die Leuchtdichte gewöhnlich in einer akzeptablen Höhe, da der Test gekippt gehalten wird, um senkrecht zur Gesichtslinie des Kindes zu sein.

Definition des Sehschärfeschwellenwertes

Nach dem Standard zur Sehschärfemessung “Allgemein betrachtet gilt eine Reihe von Optotypen als richtig gelesen, wenn mehr als 50% (d.h. 3 von 5, 4 von 6) der gezeigten Optotypen richtig gelesen wurden.“

Details über das Testen

Man beginnt mit dem binokularen/beidäugigen Test in der Nähe. Der Distanztest und die monokularen Teste mit dem Abdecken eines Auges folgen natürlich, wenn sich das Vertrauen des Kindes aufgebaut hat. Wenn man monokular testet, testet man das rechte Auge (O.D.) zuerst, bevor man das linke Auge (O.S.) testet, es sei denn, es wird eine offensichtlich negative Reaktion beim Abdecken des linken Auges sichtbar.

Bei Nachfolgeuntersuchungen und beim Amblyopietraining sollte das -1, -2 und +1, +2 System benutzt werden, um minimale Veränderungen sichtbar zu machen. Zum Beispiel „20/32 (+1)“, „6/9.5 (+1) oder 0,63 (+1)“ weist darauf hin, dass das Kind die 20/32 Reihe korrekt benannt hat und ferner ein Symbol in der nächst kleineren Reihe 20/25 (6/7.5 oder 0,8).

Da diese Teste hauptsächlich für ein Amblyopiescreening verwendet werden, ist es wichtig nicht zu vergessen, dass das Auslassen von Symbolen ein typisches Merkmal amblyoper Augen ist. Auch wenn der Unterschied der Sehschärfe zwischen den beiden Augen weniger als zwei Reihen beträgt, ist das eine wichtige Entdeckung. Wenn man feststellt, dass das Kind motorische Schwierigkeiten, wie das Überspringen von Symbolen, hat, sollte der Tester von der Möglichkeit alarmiert sein, dass das Kind eine beginnende geringe Amblyopie eines Auges oder eine nicht diagnostizierte Gehirnschädigung haben könnte.

Sehschärfecharts gehören zu den am wenigsten kostenden klinischen Testen die wir benutzen. Wie auch immer, wurden in einigen Hospitälern und Screeningplätzen die Sehschärfeteste in den letzten 10-15 Jahren nicht ausgetauscht. Die Teste sind alt, braun und verschmutzt und bieten keinen ausreichenden Kontrast. Man sollte gut auf seine Teste aufpassen, sollte sie nicht in der Sonne liegen lassen und sollte sie mit einem nicht abrasiven Reinigungsmittel säubern. Man sollte aufpassen, dass Kinder nicht die Gelegenheit haben, mit einem Kugelschreiber auf den Testen zu malen. Man sollte niemals, wenn man ein Kind testet, dass ohne Zeigen nicht fixieren kann, einen Kugelschreiber benutzen, um auf die Optotypen zu zeigen. Man benutze einen hölzernen Zeigestock. Die Low Contrast Sehschärfeteste bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, man sollte sie in der Plastikhülle aufbewahren.

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